Predigt zu Pfingsten 2021

Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. (Römer 8 Vers 14)

Liebe Gemeinde!

Ein Lehrer sagt in der Schule zu seinen Schülern: „Jeden Montag stelle ich euch gleich am Morgen eine Frage! Wer die Frage richtig beantworten kann, hat bis Donnerstag frei!“ Die Kinder spitzen die Ohren und warten auf den nächsten Montag.
Am nächsten Montag fragt der Lehrer: „Wie viele Liter hat das Mittelmeer?“ Natürlich – Keiner weiß es. Am darauffolgenden Montag fragt der Lehrer wieder: „Wie viele Sandkörner hat die Sahara?“ – Wieder weiß es keiner. Der kleine Karl denkt sich – das muss aufhören. Am nächsten Montag legt er einen Euro auf den Lehrertisch. Der Lehrer kommt, stutz und fragt: „Wem gehört dieser Euro?“ Das Karlchen schreit: „Mir! Und tschüss bis Donnerstag!“

Um unsere Erziehung in der Schule Gottes geht es heute. Dazu habe ich einen Vers aus dem Römerbrief ausgesucht: Rö 8,14 Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.

In diesem Vers aus dem Römerbrief wird uns der Heilige Geist als der Erzieher, der Pädagoge Gottes vorgestellt. Luther hat das Verb ago mit treiben übersetzt: Die der Geist Gottes treibt… Das klingt ziemlich scharf und pointiert.
Ago bedeutet eigentlich führen, erziehen. Gottes Kinder sind diejenigen, die der Heilige Geist führt und erzieht. Damit hängt das Wort Pädagoge zusammen. Das griechische Wort Pädagoge ist eine Zusammensetzung zweier Wörter: pais – das Kind / ago führen. Ein Pädagoge führt, erzieht das Kind. Ursprünglich war der Pädagoge der Sklave, der die Kinder aus dem Haus der Eltern in die Schule oder zum Lehrer brachte und von dort wieder abholte. Dann erweiterte sich der Begriff: Der Pädagoge war der Aufseher, der Betreuer der Kinder. Schließlich wurde der Pädagoge der Erzieher – der Lehrer. Diese Funktion schreibt der Apostel Paulus dem Heiligen Geist zu. Der Heilige Geist führt und erzieht die Kinder Gottes. Wenn du ein Kind Gottes bist, dann ist der Heilige Geist dein Pädagoge. Er wird dich führen und erziehen. Damit ist zu rechnen. Unser Leben ist nicht mehr ein Kreisen um sich . Das Leben im Glauben ist kein zielloses oder selbstbestimmtes Leben. Gott will unser Leben verändern, erneuern, uns formen und erziehen. Darum haben Kinder Gottes Schulpflicht.

Warum will der Heilige Geist uns formen und erziehen?

  1. Weil wir für Gottes Reich Frucht bringen sollen. Ein Gärtner erzieht seine Pflanzen, indem er sie mit Dünger und Wasser – also mit Nahrung versorgt – und das in einem ausgewogenen Verhältnis. Dein Wort ward meine Speise, sooft ich’s empfing. Jer 15,16

und der Heilige Geist wird uns formen und erziehen, in dem er die wilden Triebe beschneidet und das ausgeizt, was zu viel Kraft raubt. Die Pflanze, der Baum sollen viele gute Früchte bringen. Eine jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe. Joh 15,2

  1. Der Heilige Geist will uns erziehen und formen, damit wir Väter und Mütter im Glauben werden. In seinem 1. Brief schreibt Johannes von unserem Grundstatus: Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen – und wir sind es auch! 1.Joh 3,1 Wer Jesus als seinen Herrn angenommen hat, wer von neuem geboren ist, der ist ein Kind Gottes.

Interessanterweise nimmt Johannes dann aber eine Differenzierung vor. Er schreibt bestimmte Dinge a. an die Kindlein im Glauben, b. dann an die Jugendlichen im Glauben und schließlich c. an die Väter und Mütter im Glauben. Der HG möchte uns zu Vätern und Müttern im Glauben erziehen. So gestaltet sich die Familie Gottes.

  1. Schließlich will uns der Heilige Geist – als der Pädagoge Gottes – führen und erziehen, damit wir das Ziel des Glaubens erreichen. Petrus schreibt: Das Ziel eures Glaubens ist der Seelen Seligkeit. / die Rettung unserer Seele. 1.Petr 1,9 Das Ziel unseres Lebens heißt nicht der Tod, sondern, dass wir bei dem Herr sein werden – allezeit 1.Thess 4,17

Das sind Lernziele in der Schule Gottes und es geht dabei von Lektion zu Lektion. Aber wie sieht das konkret aus? Wie erzieht der Heilige Geist die Kinder Gottes?
Wenn Paulus den Heilige Geist als den göttlichen Pädagogen vorstellt, dann hat er Erlebnisse und Erfahrungen aus dem eigenen Leben im Blick – 5 davon will ich herausgreifen.

A: das erste Beispiel: Führung und Erziehung durch die Gaben des Heilige Geistes.
Im 1. Korintherbrief Kapitel 12 oder im Römer-Brief Kapitel 12 und an anderen Stellen schreibt der Apostel Paulus etwas von den Gaben des Heiligen Geistes im Dienst der Gemeinde.

U.a. benennt er die Prophetie / Weissagung. Gottes Geist redet auf übernatürliche Weise (in Visionen und Auditionen) zu Menschen, um sie so zu führen. Er offenbart Dinge, die wir nicht wissen können – von denen wir aber im Nachhinein nur bezeugen können: Hier hat Gott zu uns geredet und es war genau richtig, dass wir uns davon haben führen und leiten lassen.

Auf seiner 2. Missionsreise wusste Paulus mit seinen Gefährten nicht so richtig, wohin die Reise gehen sollte. Es erging ihm so wie Abraham, dem Vater des Glaubens. Abraham wusste auch nicht, wohin er gehen sollte. Sein Marschbefehlt lautete. Geh in ein Land, dass ich dir zeigen werde. 1. Mo 12,1

Das haben die Marschbefehle Gottes so an sich: Geh – löse dich – brich auf – und ich will dich führen und erziehen – ich werde dir zeigen wohin die Reise geht. Ich werde mit dir gehen. Als Paulus mit seinen Gefährten in Troas – an der Westküste Kleinasiens angekommen war, hatte er des nachts einen prophetischen Traum. Er sah einen Mann aus Mazedonien, der zu ihm sprach: Komm herüber nach Mazedoniern und hilf uns.

Paulus sagte dies am nächsten Morgen seinen Gefährten und dann ging die Reise los – in der Gewissheit, dass Gott sie dahin berufen hat. Apg 16,9
Jetzt war klar, wozu der lange Weg von Antiochien bis dahin nötig war. Es war nichts umsonst. Lange Strecken tastete und suchte Paulus mit seinen Gefährten den Weg. Das geographische Ziel der Reise war nicht von Anfang an klar. Am Ende stellte sich jedoch heraus, dass kein Schritt umsonst war. Darum: Ein weiteres Beispiel für die erzieherische Tätigkeit des Heiligen Geistes:

B: Führung und Erziehung durch das „Nein“ Gottes.
Mehrere Male steht in der Apostelgeschichte: z.B. Apg 16,6 „Da wurde ihnen vom Heiligen Geist verwehrt, das Wort in der Provinz Asien zu predigen.“
Ja, das ist auch eine Führung Gottes, wenn Gott eine Tür schließt. Das ist manchmal gar nicht so schnell und so leicht zu kapieren. Wir haben unsere Wünsche, unsere Vorstellungen und Pläne. Und manchmal meinen wir auch, diese Wünsche, Vorstellungen und Pläne kommen von Gott. Aber dann verbaut der Herr uns den Weg. Und in mühsamen Prozessen müssen wir verstehen lernen: Das ist nicht SEIN Weg. Gott hat etwas anderes vor. Wir müssen loslassen und neu vertrauen lernen. Aber wie kostbar sind diese Lektionen! Gott führt und erzieht uns durch sein „Nein“. Wenn ich in meinem Leben zurückschaue, da stelle ich fest, dass Gott einige Male sehr deutlich und klar dieses Nein zu mir gesprochen hat. Gott hat eigene Wege verbaut und ich habe erst im Nachhinein erkannt, dass es gut so war. Später auf dem Glaubensweg habe ich manchmal schon vor Entscheidungen klar gewusst: Dorthin nicht. Wenn man von Gott her ein „Nein“ gehört hat, dann fragt man automatisch: Wohin dann? Wie geht der Weg weiter? Und auch da kommt nicht sofort eine Antwort. Da ist Geduld und Langmut im Gebet nötig, bis Gott eine Tür öffnet. Genau das will aber Gott, dass wir dranbleiben, IHN suchen, IHM vertrauen. Er will uns lernen, auf seine Stimme, auf sein Wort zu achten.

C: Eine weitere Führung und Erziehung geschieht durch das Wort Gottes.
In Apg 13,2 ist zu lesen: „Als sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Sondert mir aus Barnabas und Saulus zu dem Werk, zu dem ich sie berufen habe.“

Oder ein atl. Beispiel: 2. Sam 24,11 Und als David am Morgen aufstand, kam des HERRN Wort zu Gad, dem Propheten, Davids Seher. Da sprach der HG, da kam das Wort des Herrn. Und dann ergeht es einem wir Jeremia: Dein Wort ward meine Speise, sooft ich’s empfing, und dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost. Jer 15,16
Manchmal es ist dabei so, dass man die Bibel liest oder über die Losung nachdenkt und es ist einem so, als ob Gott dieses Wort nimmt, es verlebendigt und persönlich zu einem redet. Es wird plötzlich zu einer Anweisung. Es ist als ob Gott meine Situation und meine Fragen kennt. Mit einem Mal ist Gewissheit da: Ja, das ist von Gott. Hier hat der Herr seinen Finger draufgelegt. Hier höre ich SEIN „Ja“. Und dann ergeht es uns wie dem Noah – wir müssen mit Glauben darauf antworten und im Vertrauen auf IHN Schritte gehen. Durch den Glauben hat Noah Gott geehrt und die Arche gebaut zur Rettung seines Hauses, als er ein göttliches Wort empfing über das, was man noch nicht sah; durch den Glauben sprach er der Welt das Urteil und hat ererbt die Gerechtigkeit, die durch den Glauben kommt. Hebr 11,7
Also achten wir noch einmal auf die Reihenfolge: Noah empfing das Wort des Herrn und antwortete mit Glauben darauf. Und im Vertrauen, dass der Herr dieses unglaubliche Projekt von ihm erwartet, hat er angefangen zu bauen und zu handeln. Im Reich Gottes wird nicht gefragt: Wieviel Geld kostet die Sache, sondern wieviel Vertrauen, wieviel Glaube kostet sie.

D: Ein 4. Punkt, der dem 2. ähnlich ist – und doch noch eine andere Dimension hat. Führung und Erziehung auf den Kreuzwegen.
Da wo es im Leben schwer wird, da wo wir keinen Ausweg mehr sehen, da, wo sich alles gegen uns zu kehren scheint, da wo es dunkel wird, da wo Gott fern zu sein scheint, da wo uns etwas genommen wird – da – auch da will und wird Gott uns führen und erziehen.
Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal – fürchte ich kein Unglück. Warum kann man im finsteren Tal weitergehen und kein Unglück fürchten? – Weil der gute Hirte Jesus da ist und mitgeht. Der Psalm 23 beschreibt eine Situation, wo einer in einer engen Schlucht oder Felsspalte steht, rechts und links ist nicht viel Platz und nur eins bleibt noch: gehen und ER geht mit. Man sieht nichts, weil es dunkel ist. Man tastet sich sozusagen nur noch Stück um Stück vorwärts. Aber der Herr ist da – denn DU bist bei mir. Mehr habe ich nicht – mehr brauche ich nicht. Dein Stecken und Stab trösten mich. Paulus hat oft für seinen Glauben schwer leiden müssen. Aber dabei stellte er nie sein Leiden in den Mittelpunkt. Von Philippi hören wir, wie er und Silas verprügelt und im Gefängnis festgesetzt wurden. Und da haben sie angefangen für Gott zu singen. Lobpreis im Dunkel des Lebens – um die Mitternacht – da wo es am dunkelsten ist. Apg 16 Das sind die Lobgesänge der Nacht, von denen Hiob sprach (Hiob 35,10). Es gibt noch ein Beispiel für die Art und Weise wie der HG uns führt und erzieht.

E: Führung und Erziehung durch das innere Muss.
Nun komme ich noch einmal auf die Übersetzung Luthers zurück. Die meisten anderen Übersetzungen geben Rö 8,14 so wieder:
Elberfelder: Die durch den Geist Gottes geleitet werden, die sind Söhne Gottes.
Einheitsübersetzung: Alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Söhne Gottes.
Hoffnung für alle: Alle, die sich vom Geist Gottes regieren lassen, sind Kinder Gottes.
Gute Nachricht: Alle, die sich vom Geist Gottes führen lassen, die sind Gottes Söhne und Töchter.
Luther übersetzt: Die der Geist Gottes treibt. Diese Übersetzung deutet auf einen Spezialfall hin – hat aber seine Berechtigung.

Manchmal erleben wir Situationen, wo man ein inneres Drängen verspürt. Es ist da im Herzen ein MUSS vorhanden. Man kann es nicht erklären – man weiß nur, das ist jetzt dran, ich muss so im Auftrag Gottes handeln. In Apg 19,21 spricht Paulus z.B. von so einem inneren Muss: „Paulus nahm sich im Geist vor, durch Mazedonien und Achaja zu ziehen und nach Jerusalem zu reisen, und er sprach: Wenn ich dort gewesen bin, muss ich auch Rom sehen.“ Paulus hat keine Romreise organisiert, oder dafür Geld gesammelt, auch hat er keinen Gebetsaufruf gestartet. Er wusste nur: Dahin muss ich noch – und seine Romreise geschah völlig passiv. Es kam als Gefangener nach Rom.
Der Heilige Geist ist unser Pädagoge – unser Erzieher. Wir haben bei IHM Schulpflicht. Der Heilige Geist ist ein wunderbarer, kompetenter Pädagoge. Seiner Führung und Erziehung können wir uns von ganzem Herzen anvertrauen.

Mit einem Witz habe ich die Predigt begonnen. Mit einem Witz möchte ich schließen:
Ein Schüler schläft im Unterricht. Der Lehrer weckt ihn: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das der richtige Platz zum Schlafen ist!“. Darauf der Schüler: „Ach, es geht schon. Sie müssen nur leiser sprechen!“
Nein, der Heilige Geist will nicht, dass wir seine Lektionen verschlafen. Er möge es uns schenken, dass wir hell wach sind, gut hinhören, IHM volles Vertrauen schenken und üben, was er sagt.

Amen

Demnächst: Kinderbibeltage

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