Predigt Erntedankfest 2019
Predigt vom 19. Sonntag nach Trinitatis/Erntedank 06.10.2019
Text: Offb 14,14-20a
Liebe Gemeinde!
Ein Bauer wurde zu 60 Tagen Gefängnis verurteilt. Seine Frau schrieb ihm wütend einen Brief: „Jetzt, wo Du im Knast sitzt, erwartest Du wohl, dass ich das Feld umgrabe und Kartoffeln pflanze? Aber nein, das werde ich nicht tun!”
Sie bekam als Antwort: „Trau dich bloß nicht das Feld anzurühren, dort habe ich das Geld und die Gewehre versteckt!”
Eine Woche später schreibt die Bäuerin erneut einen Brief: „Jemand im Gefängnis muss Deinen Brief gelesen haben. Die Polizei war hier und hat das ganze Feld umgegraben, ohne Etwas zu finden.”
Da schreibt ihr Mann zurück: “Gut, dann kannst Du ja jetzt die Kartoffeln legen!”
Nicht wahr – ein schöne Geschichte – ich weiß nicht, ob sie je so passiert ist. Aber sie spricht von der Bauernschläue, die es doch wohl gibt.
Was wären wir ohne unsere Bauern – sie sind in unserem hochindustrialisierten Land ganz weit aus dem Blick gekommen. Und doch sorgen sie für die Grundlagen und den Fortbestand unseres Lebens. Ihre Arbeit ist grundlegend.
Vielleicht spiegelt sich in ihnen ein Stück die Weisheit Gottes wieder. Ich will Gott nicht mit einem Bauern vergleichen. Aber in der Bibel findet sich der Gedanke wieder, dass Gott der Herr der Ernte ist.
Und er ist nicht nur der Herr der Ernte, sondern auch derjenige, der für die Aussaat sorgt und der Wachstum und Gedeihen schenkt. Das singen wir doch oder: „doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand.“
Hören wir dazu den Predigttext für dieses Erntedankfest aus Offenbarung 14,14-20a
14 Dann sah ich eine weiße Wolke. Auf der Wolke thronte einer, der wie ein Menschensohn aussah. Er trug einen goldenen Kranz auf dem Haupt und eine scharfe Sichel in der Hand.
15 Und ein anderer Engel kam aus dem Tempel und rief dem, der auf der Wolke saß, mit lauter Stimme zu: Schick deine Sichel aus und ernte! Denn die Zeit zu ernten ist gekommen: Die Frucht der Erde ist reif geworden.
16 Und der, der auf der Wolke saß, schleuderte seine Sichel über die Erde und die Erde wurde abgeerntet.
17 Und ein anderer Engel trat aus dem himmlischen Tempel. Auch er hatte eine scharfe Sichel.
18 Vom Altar her kam noch ein anderer Engel, der die Macht über das Feuer hatte. Dem, der die scharfe Sichel trug, rief er mit lauter Stimme zu: Schick deine scharfe Sichel aus und ernte die Trauben vom Weinstock der Erde! Seine Beeren sind reif geworden.
19 Da schleuderte der Engel seine Sichel auf die Erde, erntete den Weinstock der Erde ab und warf die Trauben in die große Kelter des Zornes Gottes.
20 Die Kelter wurde draußen vor der Stadt getreten und Blut strömte aus der Kelter; es stieg an, bis an die Zügel der Pferde, eintausendsechshundert Stadien weit.
Die Sichel war im alten Israel, da man Sensen nicht kannte, das wichtigste Ernteinstrument, insbesondere für Getreide. Der Schnitter ergriff mit der einen Hand ein Ährenbündel und schnitt es mit der Sichel in der anderen Hand ab (Jesaja 17,5).
Die Büschel wurden dann zu Garben gebunden (1. Mose 37,7). Zuweilen schnitt man – nach ägyptischen Darstellungen – nicht am Boden, sondern kurz unterhalb der Ähre ab. Der untere Teil der Pflanzen blieb dann wohl als Tierfutter auf dem Feld stehen. Hinter dem Schnitter las eine weitere Person heruntergefallene Ähren auf (Jeremia 9,21). Was sie übersah, durften die Armen aufsammeln (3. Mose 19,9f; 3. Mose 23,22).
Durch unseren Predigttext aus der Offenbarung werden wir gedanklich zu einem endzeitlichen, globalen Ernte-Geschehen geführt. Gott wird am Ende der Welt eine Ernte halten.
Hier wird von der Ernte der Erde gesprochen. Und dabei geht es nicht um die Vegetation – sondern um uns Menschen. Wir gehen also nicht auf ein Ende sondern auf eine Ernte zu.
Dazu 5 Grundsatz-Gedanken zum Predigttext:
- Die Voraussetzung einer Ernte ist die Aussaat
- Der Weg zur Ernte ist das Wachstum
- Man kann nur ernten, was man sät
- Der Zeitpunkt der Ernte muss bestimmt werden
- Die Ernte hat einen Zweck
Zum 1. Grundsatz: Die Voraussetzung einer Ernte ist die Aussaat
Das ist doch klar – der Ernte geht etwas voraus. Man kann nicht einfach ernten wollen – wenn man nicht zum Dieb oder Räuber werden will.
Unser Freund Imre in Praid in Rumänien erlebte es eines Tages, dass ein Zigeuner an sein Feld kam und ihm sagte: Ich will nur einmal nachschauen, wo ich hier im Herbst ernten kann. Das war doch frech oder – und man kann verstehen, dass unser Freund Imre umso besser aufgepasst hat.
So geht das normalerweise nicht. Wer ernten will muss säen. Seit dem die Menschen sesshaft geworden sind, haben sie das getan. Immer findet man bei Ausgrabungen bei menschlichen Niederlassungen die Spuren landwirtschaftlichen Tuns. Wo man bei Ausgrabungen Spuren von Dörfern und Städten findet, findet man landwirtschaftliche Geräte, Samenkörner und Krüge zum Aufbewahren.
Unsere Sichel hatte zunächst ein etwas anderes Aussehen. Sie war ein langes Messer mit einer halbmondförmig gebogenen, innen scharfen Klinge, die glatt oder gezahnt sein konnte. Die Schneide bestand zunächst aus mehreren scharfen Feuersteinen, die aneinandergereiht in einen Rippenknochen oder gekrümmten Ast eingesetzt waren. Ab der Mitte des 2. Jahrtausends vor Christus gab es Klingen aus Bronze und ab dem Anfang des 1. Jahrtausends vor Christus setzte sich die Eisenklinge durch. Nur der Griff bestand noch aus Holz oder Knochen.
Wenn Gott der Herr der Ernte ist, dann ist klar, dass auch ER für eine Aussaat sorgt. Und tatsächlich: Die Bibel sagt uns, dass Gott das Samenkorn seines guten Wortes über die Erde streut – hinein in den Herzensgrund der Menschen.
Jesus vergleicht in seinen Gleichnissen sich mit einem Sämann. In Markus 4,14 heißt es: „Der Sämann sät das Wort.“ Gottes Wort ist der beste Samen für unser Leben, den es gibt. Er will etwas in uns und mit uns bewirken. Jede Aussaat des Wortes Gottes zielt auf eine Ernte hin.
Heute, wenn wir Gottes Wort hören, findet eine Aussaat statt. Und Gott will das, was er gesät hat, auch ernten. Und zwar nach biblischen Maßstab 100-fach. Einmal in der Bibel wird davon berichtet: 1. Mose 26,12 Und Isaak säte in dem Lande und erntete in jenem Jahre hundertfältig; denn der HERR segnete ihn. Viele gute Früchte, das ist Folge des Segens Gottes.
Winrich Scheffbuch hat einmal erzählt, wie ein bekannter Geschäftsmann ihm erzählte, dass ihm eine englische Bank einen passablen Zinssatz für sein Geld anbot. Und der Bekannte – so schrieb er ihm – soll gesagt haben: Ich lege jetzt dort an, wo es 100 Prozent gibt. Da wollte der Bankbeamte wissen, bei welcher Bank es so etwas gibt. Und der Geschäftsmann verwies auf die himmlische Bank und knüpfte mit dem Evangelium an.
Jesus sagt: Bei dem aber auf gutes Land gesät ist, das ist, der das Wort hört und versteht und dann auch Frucht bringt; und der eine trägt hundertfach, der andere sechzigfach, der dritte dreißigfach. Matthäus 13,23 / 30-fach / 60-fach 100-fach – das sind biblische Zins-Maße.
Das ist doch was – oder? Wie ist unser Herzensboden bestellt? Wie sieht es in deinem Leben aus, wenn Gottes Samenkorn in dein Herz fällt – was wird daraus werden? Darum
Zum 2. Grundsatz: Der Weg zur Ernte ist das Wachstum
Mit der Aussaat ist es nicht getan. Die Saat im Frühjahr ist eine erste und intensive Arbeit – aber sie ist nicht die letzte. Viel Mühe und Arbeit setzt der Bauer daran, dass seine Pflanzen gut wachsen können.
Manchmal muss den Wurzeln Luft gemacht werden. Manchmal muss das Unkraut eingedämmt werden. Manchmal muss das Land bewässert werden. Hier in unseren Breiten hofft man auf Regen. Aber je weiter man in Richtung Mittelmeer kommt, desto mehr sieht man viele Schläuche in der Landschaft, die zu den Pflanzen führen – oder man sieht Bewässerungsanlagen. Die Bauern im damaligen und heutigen Israel müssen für Bewässerung sorgen.
Entsprechend arbeitet auch Gott ein Leben lang an uns, dass die Aussaat seines Wortes Frucht bringen kann. Wie die Pflanzen müssen auch wir gezogen und erzogen werden.
Gott erzieht uns auf vielfache Weise. Manchmal überrascht er uns mit seiner Güte und Liebe. Es geht uns so gut. Man muss es nur einmal registrieren.
Manchmal stutzt und beschneidet uns Gott. Wir gehen durch schwierige Phasen im Leben. Und gerade in diesen Situationen fragen wir: Wer oder was trägt uns denn eigentlich. Worauf kommt es denn wirklich an? Was sind wir doch ohne Gott für arme Schlucker.
Paulus konnte den Christen in Thessaloniki bescheinigen, das ihr Glaube wächst: 2.Thessalonicher 1,3 Wir müssen Gott allezeit für euch danken, liebe Brüder, wie sich’s gebührt. Denn euer Glaube wächst sehr und eure gegenseitige Liebe nimmt zu bei euch allen. Alles was lebt, wächst. Nur ein lebendiger Glaube wächst. Könnte uns das der Apostel Paulus auch bescheinigen?
Zum 3. Grundsatz: Man kann nur ernten, was man sät.
Das ist doch klar und eine simple Wahrheit. Man kann nur das ernten, was man sät. Wenn einer Radieschen sät, wird er keine Rüben ernten können. Wer Kartoffeln legt, kann nicht erwarten, dass er im Herbst Rosenkohl in seine Vorratsräume holen kann. Wer Distelsamen sät, wird doch nicht Weizen ernten wollen.
Im Blick auf unser Leben sagt darum die Bibel: Galater 6,7 Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten. Das betrifft sowohl die Quantität – als auch die Qualität.
Gottes Wort sagt: „Wer Wind sät, wird Sturm ernten“ Hosea 8,7 oder Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen. 2 .Korinther 9,6 Also seien wir den Menschen ein Segen. Tun wir das Gute. Werfen wir Segensreiches aus. Segnen wir die Menschen um uns. Gesegnete sollen ein Segen sein.
Und welches Saatgut sollen wir ausbringen: Paulus sagt: Wer auf sein Fleisch sät, der wird von dem Fleisch das Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten. Galater 6,8
Wer Wahrheit sät wird Wahrheit ernten. Wer Lüge sät wird Verstrickungen und Verwirrungen ernten.
Wer Treue sät, wird Treue ernten. Wer Untreue sät wird Untreue ernten. Wer Dank sät wird Dankbarkeit ernten. Wer Mäkelei sät, wird Unzufriedenheit ernten. Das ist wie ein geistliches Prinzip. Was der Mensch sät, wird er ernten.
Gott breitet vor uns verschiedene Gefäße aus, in denen sich das Saatgut befindet. Und wir dürfen aussuchen. Fragen wir uns doch dabei, was wir in unserem Leben einmal ernten wollen. Und greifen dann in das richtige Saat-Gefäß. In das Gefäß des Dankes, der Treue, der Wahrheit, der Liebe.
Zum 4. Grundsatz:. Der Zeitpunkt der Ernte muss bestimmt werden
Ich sah in diesem Jahr, als wir in der Heide unsere täglichen Runden drehten, wie ein Bauer immer wieder zu seinen Feldern ging und die Früchte kontrollierte. Er nahm Getreide-Ähren, rieb sie, trennte die Spreu vom Weizen und schaute nach, ob die Körner reif sind.
So ist das: in der Erntezeit wird es spannend. Ein ganzes Jahr lang wurde auf diesen einen Augenblick hingearbeitet. Säen, wachsen, arbeiten, reifen richtet sich auf das eine Ziel hin – die Ernte. Aber die Ernte ist nicht das Ende.
Der Bauer wird nicht weinen, wenn er reife Früchte in die Scheunen bringet. Erntezeit ist Freudenzeit. Seit Jahrhunderten feiert darum die Gemeinde Erntedank.
So ist auch unser Leben ein Wachsen und Reifen. Jedes Leben kennt einen Frühling, einen Sommer und einen Herbst und dann kommt die Ernte. Es ist doch im Grunde ein Segen, wenn das Leben wie eine reife Frucht von Gott eingesammelt werden kann.
Nur eins wäre schlimm, wenn es Herbst wird und es ist nichts gewachsen. Ein Herbst ohne Ernte und Früchte des Lebens ist traurig.
Es ist dem Menschen bestimmt einmal zu sterben – danach aber das Gericht. Es stimmt eben nicht, dass der Tod der große Gleichmacher ist. Im Gegenteil! Nach dem Tod werden die enormen Unterschiede erst richtig deutlich. Die Ernte Gottes macht die Unterschiede offenbar und schreibt sie fest.
Hier in unserem PT steht, dass die Ernte der Erde überreif geworden ist. Gott selbst bestimmt die Zeit der Ernte. Laut rief der Engel zu Jesus, dem Menschensohn: Schick deine Sichel aus und ernte! Denn die Zeit zu ernten ist gekommen: Die Frucht der Erde ist reif geworden.
Alles in uns und um uns geht auf einen Herbst zu, einen Herbst des Lebens, einen Herbst der Welt. Wir warten auf das Kommen unseres Herrn. Und er wird sagen, wann Erntezeit ist. Er prüft!
Wir können wohl auf die Zeichen der Zeit achten und ahnen, dass es nahe Zeit. Aber den Zeitpunkt der Ernte weiß allein Gott. Und das ist gut so, denn wir dürfen heute noch im Glauben wandeln, Buße tun, uns ändern lassen und in den Wegen Gottes gehen.
Zum 5. Grundsatz: Die Ernte hat einen Zweck
Unser PT spricht von einer zweifachen Ernte. Es ist von der Ernte des Getreides die Rede. Und es ist von der Ernte des Weines die Rede. Aus Getreide macht man Brot. Aus den Trauben wird Wein.
Brot und Wein sind seit Melchisedek – jenen geheimnisvollen Priester – die Substanzen der Erlösung. In 1.Mose 14,18 lesen wir: Melchisedek, der König von Salem (Jerusalem), brachte Brot und Wein heraus. Er war Priester des Höchsten Gottes. Damit begrüßte er Abraham, den Vater des Glaubens – d.h. den Glauben.
Was mit Melchisedek begann, vollendete sich in Jesus Christus.
Der gesegnete Kelch, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? 1.Korinther 10,16
Jede Ernte ist auch ein Gericht. Wie gut zu wissen, dass nicht wir in das letzte Gericht müssen. Wer auf Jesus verzichtet – muss es wohl.
Jesus ist für uns draußen vor den Toren der Stadt gestorben. Er ging für dich und mich in die große Kelter des Zornes Gottes. Am Kreuz von Golgatha hat er für uns sein Blut vergossen. Und dieses sein Blut schreit nicht nach Rache, wie Abels Blut – sondern es ruft Vergebung und Versöhnung.
Das ist der Zweck der Ernte, dass wir in Jesus durch das Gericht kommen und daraufhin im Glauben leben. Er macht unser Leben neu. Er ruft uns zu sich und ER will uns erfüllen mit einem HG.
Hören wir auf den Engel / den Boten Gottes – es kommt die Zeit, da es heißt: Schick deine Sichel aus und ernte! Denn die Zeit zu ernten ist gekommen: Die Frucht der Erde ist reif geworden.
Amen
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