Jubilate 2018
Liebe Jubelkonfirmanden, liebe Gemeinde!
Wenn ich alte Telefone sehe, schlägt mein Herz höher. Einige wenige habe ich damals als Lehrling noch retten können. In DDR-Zeiten landeten sie alle auf dem Schrott.
Hier haben wir einen Telefon-Apparat aus dem Kaiserreich. Der O.B. 05 – d.h. er stammt aus dem Jahre 1905. Zu der Zeit konnte man noch nicht selbst bis zum gewünschten Teilnehmer durchwählen. Dafür gab es im Telegraphen-Amt
die „Stöpseldamen“.
Mittels einer Kurbel musste man sich dort bemerkbar machen. Dann schaltete sich die Dame ein, fragte, wohin man telefonieren will und schließlich vermittelte sie einen weiter.
Hier haben wir einen Apparat aus dem Jahre 1908. Das war einer der ersten Apparate, mit denen man selbst wählen konnte. Die Mikrofone und die Lautsprecher waren damals noch nicht so gut. Aber dafür macht dieser Apparat etwas her.
In der Bedienungsanleitung stand: Um z.B. No. 2451 anzurufen: Hörer vom Haken nehmen, Finger in Öffnung 2 der Scheibe stecken, diese drehen bis der Finger anstößt, Scheibe loslassen. Dasselbe wiederholen bei No. 4, 5 u. 1. Ertönt ein Summen im Hörer, so ist die Nummer besetzt, dann den Hörer aufhängen und später wieder anrufen.
Das Beispiel brachte ein Problem mit sich, die Nummer 2451 gehörte zu einem Schlachthof. Und diese Nummer wurde dauernd angerufen, weil die glücklichen Telefonbesitzer diese Nummer ausprobierten. Später hat die Reichs-Telegraphen-Verwaltung dem Teilnehmer eine neue Rufnummer gegeben.
Hier haben wir schließlich den W38. Dieser Apparat wurde 1938 maßgeblich von der Firma Siemens & Halske entwickelt und war noch lange in DDR-Zeiten im Gebrauch.
Dieses Telefon war dann der Star-Apparat der DDR. Es war das erste Tastentelefon. Seinerzeit war dieses Telefon sauteuer und kostete ca einen halben Monatsverdienst.
Ja, was wäre die Welt und unser Leben heute ohne Telefon? Das Telefonieren ist ein alter Traum der Menschheit. Schon immer wollte man mit einem reden, der weit weg ist, den man nicht sieht und mit dem man doch etwas Wichtiges besprechen kann.
In dem Sinne kommt interessanterweise das Telefon schon in der Bibel vor. Man begann mit einem zu reden, zu dem eine Distanz besteht, den man nicht sieht aber mit dem man etwas Wichtiges zu besprechen hatte.
1. Der erste, der zu einem Telefonat eingeladen wird, war Mose. Da war was los am brennenden Dornbusch! Mose hatte überzogen. Er hatte seine Schafe zu weit in die Wüste hinausgetrieben. Und nun stand er ganz allein da. Aber plötzlich sah er einen Strauch in der Wüste in helle Flammen aufgehen.
Schade dachte er, der einzige Schattenspender weit und breit, und der wird auch noch verheizt. Aber dann rieb er sich die Augen. Das Gewächs verbrannte nicht und dann hörte er etwas. Jemand sagte zu ihm: Ich bin der HERR, der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs. Das ist mein Name. Den rufe an! Und da ereignete sich das 1. Telefonat.
2. Und dann hören wir vom Berg Karmel. Dort ging es hoch her. Den Israeliten ging es wieder einmal zu gut und sie hatten Gott vergessen. Sie meinten ihr Glück hinge an einem Götzen namens Baal. Immer kommen die Götzen mit anderen Namen daher.
Und die Protagonisten, Vorkämpfer, Ideengeber und Anführer des Baalskultes hatten gründliche Arbeit geleistet. Es waren nicht mehr viele übrig geblieben, die an den lebendigen Gott glaubten. Schon so oft sah die Sache Gottes aussichtlos aus.
Und da gab es ein Treffen auf dem Berg Karmel. 450 dieser Manager des Baal waren gekommen. Das Kräfteverhältnis für Elia sah schlecht aus. 450:1. Er gehörte zu den wenigen, die dem lebendigen Gott noch die Treue gehalten hatten.
Und da schlug dieser Elia ein Telefonat vor. Ein Telefonat sollte in Israel entscheiden, wer denn der wahre Gott sei. Er sagte: Ihr ruft euren Gott an und ich meinen. Und der Gott, der das Gebet erhört, der ist der lebendige Gott. Und dann klärte das Feuer aus dem Himmel die Sache eindeutig.
3. Und schließlich erzählt die Bibel noch so eine Telefon-Geschichte. Der Prophet Jona war ausgebüchst. Er sollte nach Ninive gehen – einst eine berühmte und große Stadt in der Wüste am Tigris. Aber Jona setzte sich in genau die entgegengesetzte Richtung in Bewegung. Er machte eine Schifffahrt auf dem Mittelmeer.
Aber das ging nicht gut. Das Schiff geriet in Seenot und man fand schnell heraus, dass Jona die Ursache war. Man beförderte ihn über Bord und empfahl ihn seinen Gott anzurufen. (Jona 1,6)
Und das tat er notgedrungen – im Bauch eines Fisches. Jedoch: es war ein sehr schönes Gebet. Lesen Sie es nach. Dieses Gebet begann so: Ich rief zu dem HERRN in meiner Angst und er antwortete mir. Jona 2,3
Drei Beispiele habe ich jetzt erzählt, wo Menschen Gott angerufen haben. In der Wüste, auf des Berges Höhen, unter Wasser. Und immer hat Gott dieses Gebet erhört und auf Seine Weise geantwortet. Das macht doch Mut – oder?
Es scheint keinen Ort auf dieser großen weiten Welt zu geben, wo man nicht zu Gott telefonieren kann. Immer ist eine Verbindung möglich. Aber wie macht man das? Lassen wir uns dabei von einem Telefon helfen. Was macht man, wenn man mit einem reden will, den man nicht sieht, zu dem eine Distanz besteht, dem man aber etwas Wichtiges sagen will?
1. Man nimmt den Hörer ab und wählt eine Nummer.
Esgibt ja in allen Bereichen kluge Leute und gescheite Anweisungen – auch für das Telefonieren. So wird z.B. bei einem wichtigen Telefonat empfohlen, sich zunächst 3 Fragen zu stellen:
A. Ist das Gespräch überhaupt wichtig?
B. Wer ist der richtige Gesprächspartner?
C. Ist Anrufen die richtige Kontaktform?
Also stellen wir uns diese Fragen?
Zu A. Ist das Gespräch mit Gott überhaupt wichtig? Antwort: Ja, das Telefonat mit Gott ist wichtig – es ist heilsnotwendig! Wer nicht zum Teufel gehen will, wer nicht verloren gehen will, der muss Gott anrufen. Die Bibel sagt: Und es soll geschehen: Wer des HERRN Namen anrufen wird, der soll errettet werden. Joel 3,5 Das ist ein klares Versprechen Gottes.
Zu B. Ist Gott der richtige Gesprächspartner? Wenn es um Mathematikaufgaben geht, da fragt man einen, der gut rechnen kann. Wenn es um die Straßenverkehrsordnung geht, dann erkundigt man sich am besten beim Fahrlehrer. Wenn es aber um das ewige Leben geht, dann bin ich bei Jesus an der richtigen Stelle. Dafür ist Er zuständig. Paulus nennt diejenigen „Christen“, also die, die zu Jesus gehören und von IHM gerettet sind: Menschen, die an jedem Ort den Namen unsres Herrn Jesus Christus anrufen. 1. Kor 1,2
Zu C. Ja, und ist eine Telefonat die geeignetste Kontaktform? Manches bespricht man am besten unter vier Augen. Und in anderen Fällen schreibt man einen Brief. Aber das Gebet ist die einzig mögliche Kontaktform mit Gott.
Alle drei Fragen haben wir mit „JA“ beantwortet, also müssen wir jetzt den Hörer abheben. Damit zeigen wir Entschlossenheit.
Als ehemaliger Fernmeldemechaniker weiß ich, dass da im Fernmeldeamt technisch schon allerhand passiert. Wir merken das nur nicht. Aber sobald einer den Hörer am Telefon abnimmt, werden bestimmte Dinge aktiviert.
Sobald sich einer entschließt, mit Gott zu reden, da wird in der himmlischen Welt auf Bereitschaft geschaltet. In der Bibel steht:
Und es soll geschehen, ehe sie rufen, will ich antworten; wenn sie noch reden, will ich hören. Jesaja 65:24 Das ist ein Entschluss Gottes, den ER klar artikuliert hat. Noch bevor wir die richtige Nummer gewählt haben, steht fest, dass Gott antwortet.
Und nun muss gewählt werden. Die erste Ziffer besteht aus einer Wahl zwischen 10 Möglichkeiten. Von 0-9 muss ich eine Ziffer wählen. Die zweite Ziffer besteht wieder aus einer Wahl zwischen 10 Möglichkeiten. Und so geht das weiter. Wir lassen also immer 9 Ziffern weg und wählen eine bestimmte Zahl.
Die Telefonnummer 11880 ist bekanntlich die Nummer der Auskunft. Wissen Sie, wie man sich diese Nummer am besten merken kann?
11 = 11 Millionen Griechen / 88 = 88 Milliarden Schulden
11 Millionen Griechen haben 88 Milliarden Schulden. Und die 0 = Null Chance, das Geld je wieder zu bekommen.
Aber eine andere Nummer sollten sie sich unbedingt merken: 5015. Im Psalm 50 Vers 15 sagt uns Gott: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen.“ So steht es im himmlischen Telefonbuch.
Es geht hier um eine wichtige Wahl – es ist die wichtigste Wahl in unserem Leben. Und diese Wahl haben wir. Eine Wahl bedeutet: Ich klammere oder schließe bestimmte Dinge aus und entscheide mich gezielt für das EINE – für den EINEN! Gott sagt uns in seinem Wort: „Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, damit du das Leben erwählst.“ 5.Mose 30,19
Das will doch Gott. Gott will, dass wir das Leben wählen. Er will uns ewiges Leben schenken. Und dieses ewige Leben hält ER uns in Jesus entgegen. „Und das ist die Wahrheit, dass uns Gott das ewige Leben gibt, und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht.“ 1. Joh 5,11f
Des Weiteren: Was muss man noch tun, wenn man mit einem reden will, den man nicht sieht, zu dem eine Distanz besteht, dem man aber etwas Wichtiges sagen will?
2. Man muss eine Verbindung aufbauen und sie halten.
Stellen Sie sich das vor, man wählt eine 10-stellige Nummer, wartet einenkleinen Augenblick und dann legt man auf. Das ist doch Irrsinn. Das macht kein Mensch.
Viele versuchen es mit einem kleinen Gebet, sie rufen bei Gott an und legen schnell wieder auf. Und dann behaupten sie: Bei mir klappt die Sache nicht – oder: Gott war wohl nicht da. Gerade da, als das oder jenes Schlimme passierte war Gott nicht da.
Nein, nein, wer telefoniert muss warten, bis der Ruf abgeht und der andere sich meldet. Dann erst steht die Leitung.
Das Gebet, das Reden mit Gott ist keine Eintagsfliege und keine Hau-Ruck-Aktion. Beten ist die tägliche Verbindung mit Gott.
Warum schämen wir uns, zu beten? Wir sollten uns für viele andere Dinge schämen, aber nicht für das Gebet.
In Surinam haben die Menschen nur ganz kleine Wohnungen. Ihre Hütten bestehen lediglich aus einem einzigen Raum. Und deshalb, weil ihre Hütten nur aus einem Raum bestehen, hat sich in einem Dorf die Gemeinde einen Gebetsplatz im Wald gesucht, wohin sie täglich gingen, um dort in der Stille allein mit Gott zu reden. Die Gebetswege aus den unterschiedlichen Häusern waren mit der Zeit wie ausgetretene kleine Pfade.
Eines Tages sagte ein Eingeborener zu seinem Nachbarn ganz liebevoll: „Du, auf deinem Gebetsweg wächst langsam das Gras!“ Er wollte sagen: Du, pass auf, verliere deinen Kontakt nicht zu Gott.
Der Weg zu Gott im Gebet ist immer frei. Gott wartet mit Sehnsucht darauf, dass wir täglich Zeit haben und Ruhe finden, mit ihm zu reden und auf ihn zu hören. Ist auf unserem Gebetsweg auch Gras gewachsen, weil wir ihn so selten benutzen?
Hermann Bezzel schrieb einmal: „Durch Gebet weicht der Staub von der Seele und die Last vom Gewissen und die Angst aus dem Herzen. Der Mensch wird frei, die Fesseln fallen zu seinen Füßen nieder. Gebet ist der Zusammenschluss mit dem Erlöser!“
Wie oft soll ich beten? Auf diese Frage gibt uns die Bibel eine gute Richtlinie: Mindestens drei Mal: Frühs, mittags und am Abend. Im Buch Daniel lesen wir: „Daniel ging hinein in sein Haus. Er hatte aber ein offenes Fenster nach Jerusalem, und er fiel dreimal am Tag auf seine Knie, betete, lobte und dankte seinem Gott, wie er es auch vorher zu tun pflegte.“
Noch einmal die Frage: Was muss man tun, wenn man mit einem reden will, den man nicht sieht, zu dem eine Distanz besteht, dem man aber etwas Wichtiges sagen will?
3. Wer telefoniert, muss sprechen und hören.
Stellen Sie sich ein Telefonat vor, bei dem der eine nichts sagt. Ich kenne solche Ferngespräche. Wenn die kleinen Enkel in Stuttgart anrufen, dann passiert es oft, dass da zunächst am anderen Ende Schweigen im Walde herrscht. Man hört nur den aufgeregten Atem der Kleinen. Und dann fängt man an zu fragen: Hallo, wer ist denn da? Sag mal was? Aber wenn man 5 Minuten angeschwiegen wird, kann man nicht von einem Gespräch reden.
Oder das andere: Da ruft einer an und redet und redet und redet. Er lässt einen gar nicht zu Wort kommen.
Wie oft gehen wir so mit Gott um? Lieber Gott, ich möchte 1. Ein neues Auto. 2. Schenke mir bitte einen netten Ehepartner. 3. Ich will dieses Jahr schönes Wetter im Urlaub 4. Lass mich heute die Prüfung bestehen. 5. Schenke mir Geduld, aber bitte sofort.
Ich kann mich ganz gut an ein schönes Lied erinnern, dass wir gerne in der JG gesungen haben. Da heißt es im Refrain: Beten ist Reden mit Gott und Hören.
So verläuft doch vernünftigerweise ein Gespräch ab: Reden – Hören / Hinhören – Antworten.
Ich möchte mit betenden Gedanken schließen. Sören Kierkegaard, der große dänische Philosoph hat sie verfasst:
Als mein Gebet
immer andächtiger und innerlicher wurde,
da hatte ich immer weniger und weniger zu sagen.
Zuletzt wurde ich ganz still.
Ich wurde,
was womöglich noch ein größerer Gegensatz
zum Reden ist,
ich wurde ein Hörer.
Ich meinte erst, Beten sei Reden.
Ich lernte aber,
dass Beten nicht bloß Schweigen ist,
sondern hören.
So ist es:
Beten heißt nicht sichselbst reden hören.
Beten heißt:
Still werden und warten,
bis derBetende Gott hört.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft – er bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus unseren Herrn. Amen…