Christmette 2010
Andacht zur Christmette (25.12.2010)
Liebe Gemeinde!
Nicht wahr, einen eigenartigen Vers habe ich mir für diese Weihnachts-Andacht ausgesucht. Mose hütete die Schafe seines Schwiegervaters Jethro. Er hatte wohl die Herde ein wenig zu weit hinausgetrieben. Da widerfuhr ihm ein eigenartiges Erlebnis.
Ein Engel Gottes erschien ihm in einer feurigen Flamme inmitten eines Dornbusches. Und dieser Dornbusch brannte, aber verbrannte nicht. Ein Feuer hatte die Dornen erfasst. Jedoch zerstörte dieses Feuer nichts, sondern es schaffte eine besondere Atmosphäre. Die Dornen bekamen Leuchtkraft.
Mose fühlte sich angezogen. Neugierde hatte ihn erfasst. Er sagte sich: Ich will näher treten und die sonderbare Erscheinung untersuchen. Plötzlich hörte er zwei Mal seinen Namen rufen. Er meldet sich: „Hier bin ich.“ Er geht auf Empfang. Und dann bekam er eben diese Worte zugesprochen. „Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land!“
Gott gebietet dem Menschen auf Distanz zu bleiben. Es gibt für immer Dinge, in dieser Welt, die man zerstört, wenn man sie untersuchen, zerlegen und rational erklären will.
Auch mit dem Weihnachtsgeheimnis ist das so. Wie und warum Gott zu uns Menschen kommt, ist und bleibt ein Geheimnis. „Jesus geboren von der Jungfrau Maria“ – dieser Satz steht seit 2000 Jahren vor und über den Menschen. Er ist einzigartig und einmalig. Manchen zum Ärgernis – manchen zur höchsten Freude.
Gott wehrt dem Mose näher zu treten – jedoch lässt er ihn damit nicht im Ungewissen. Er sagt ihm, wer er ist. Ich bin der Gott deiner Väter. Ich kenne die Situation deines Volkes. Ich will dieses Volk retten und erlösen und du sollst mir dabei helfen. Und dann nennt ihm Gott seinen Namen. Ich bin der ich war / bin und sein werde.
Gott scheint viel Wert darauf zu legen, dass man ihn anruft, Kontakt zu ihm sucht, ihn anbetet. Dazu nennt er uns seinen Namen. Gott gibt uns seine Adresse. Er ist anrufbar geworden.
Was hat das alles mit Weihnachten zu tun? Auf die Idee, die Berufung des Mose und die Offenbarung Gottes am brennenden Dornbusch mit dem Weihnachtsgeschehen zu verbinden, hat mich ein Bild gebracht. Der französische Maler Nicolas Froment gestaltete in einer Kirche in Südfrankreich einen Altar. Dort in der Provence ist bis heute dieses 4 m hohe Triptychon vom brennenden Dornbusch zu sehen.
Zwei Heilsereignisse blendet der Künstler gewissermaßen übereinander. Und so erklärt das eine das andere. Auf der linken unteren Seite ist der Verkündigungsengel zu sehen. Auf der rechten Seite sieht man einen Hirten – umgeben von Schafen. Eben dieser Hirte ist Mose. Er schaut nach oben – auf eine große Hecke, die sich auf einem Berg gen Himmel streckt. Und in diesem Dornbusch sieht man Maria mit dem Kind.
So wie dem Mose, so offenbarte sich auch auf den Fluren Bethlehems Gott den Hirten durch einen Engel. Mose hörte von dem Ratschluss Gottes, sein Volk Israel aus der Knechtschaft in Ägypten zu retten und zu erlösen. Den Hirten von Bethlehem wird Jesus, der Retter der Welt angekündigt. „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird;
denn euch ist heute der Heiland / Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“
Diese Botschaft dürfen wir heute hören. Aus allem, was uns knechtet und bindet, will uns Jesus der Christus retten und befreien. Aus dem Sklavenhaus der Sünde und des Todes will er uns herausführen. Ihm dürfen wir bringen, was uns gefangenhält und wo es krankt. Bei Ihm sollen wir Rettung und Erlösung erfahren. Das ist die Weihnachtsbotschaft. Christ der Retter ist da!
Wir singen zu Weihnachten von der Stillen, Heiligen Nacht. Man kann diese Lied verschieden singen: wehmutsvoll, gefühlvoll, ehrfurchtsvoll. Am meisten wird man von Weihnachten verstehen und mitnehmen, wenn man dem Geheimnis Gottes ehrfurchtsvoll begegnet. Hier bekommen die Worte, die Gott zu Mose gesprochen hat noch einmal einen besonderen Klang: „Zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land!“
Das Weihnachtsgeschehen ist heiliger Boden. Man darf sich ihm sozusagen nur mit bloßen Füßen und mit großer Ehrfurcht nähern. Dann wird man sehen. Dann wird man verstehen. Dann wird man hören und erkennen.
Gott selbst ist nicht am brennenden Dornbusch stehen geblieben. Er ist weitgezogen. In der Wolkensäule und in der Feuersäule zog er vor seinem Volk her. So bewahrheitete sich sein Name. Ichwerde sein, der ich sein werde. Gott eröffnet Zukunft. Die auf sein Wort hören, werden erfahren, das Gott die Seinen wunderbar führt. Erst indem man sich mit Gott auf den Weg macht, erst, wenn man sich auf IHN einlässt – erfährt man die Wahrheit seiner Offenbarungen.
Dabei jedoch werden die Dornen nicht ausgeblendet bleiben. Niemals und nirgends hat Gott seinem Volk ein Schlaraffenland verheißen. Versprochen ist das gelobte Land. Im gelobten Land werden sich Gottes Verheißungen bewahrheiten und man wird IHN loben. Überall da, wo wir auch in den Schwierigkeiten und Nöten der Zeit, erfahren, dass Gott Gebet erhört, erleben wir seine Nähe, seine Kraft und seine Hilfe.
Die Offenbarung Gottes an Mose geschah am brennenden Dornbusch. Offenbarung und Dornen gehören seitdem zusammen. Sie widersprechen sich nicht. Gerade im Leiden will Gott nahe sein und nahe kommen. Das Volk Israel hat es in seiner Geschichte Mal um Mal erlebt.
Der brennende Dornbusch erinnert auch an die Dornenkrone, die der Sohn Gottes am Ende trug. Vom Stroh ging es bei ihm zu den Dornen.
Kein Zepter, keine Krone sucht er auf dieser Welt;
im hohen Himmelsthrone ist ihm sein Reich bestellt.
Er will hier seine Macht und Majestät verhüllen,
bis er des Vaters Willen im Leiden hat vollbracht.
Was er im Leiden vollbracht hat, dass begann in der Heiligen Nacht.
Hier handelt Gott. Hier spricht Gott. So gilt auch uns:
Die Dornen bekommen Leuchtkraft.
„Zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land!“
Amen