Herr ich habe lieb die Stätte Deines Hauses
„Herr, ich habe lieb die Stätte Deines Hauses und den Ort, da Deine Ehre wohnt.“ Psalm 26,8
Am 20. Sonntag nach Trinitatis feiert unsere Kirchgemeinde ihr Kirchweihfest, in diesem Jahr das 350. Was aber war bestimmend dafür, dass wir gerade den 15.10.1654 als Weihedatum unserer Kirche ansehen? Unsere Nachbargemeinde Markersbach feierte am 08.10.2000 bereits ihr 750. Kirchweihjubiläum. Diese Kirche muss also schon 1250 geweiht worden sein.
Ist unser Gotteshaus wirklich erst 350 Jahre alt? Diese Frage können wir mit Sicherheit verneinen, denn die Geschichte unseres Gotteshauses beginnt viel früher.
Blättern wir also in der Historie unserer Kirche um eine Antwort auf die Frage nach
dem Datum zu erhalten.
Laut allgemein gültiger Geschichtsschreibung können wir annehmen, dass unser Ort im frühen 13. Jahrhundet als fränkisches Waldhufendorf angelegt worden ist. Von Anfang an war auch für die Kirche eine Hufe abgemessen, das so genannte Pfarrlehn. Dies ist der entscheidende Hinweis darauf, dass schon bei der Gründung unseres Ortes eine Kirche mit geplant war. Zu dieser Zeit war vermutlich unsere vorgesetzte Kirchenbehörde das um 1173 gegründete Klösterlein Zelle bei Aue, ein Augustinerchorherrenstift.
Unsere Kirche wurde auf einer Anhöhe im Zentrum des neuen Ortes gebaut, in unmittelbarer Nähe zum Erbgericht mit Brauhaus und Schmiede. Von dieser Stelle gingen auch wichtige Handelswege durch das Gebirge, so zum Beispiel die alte Salzstraße – die jetzige Cranzahler Straße.
Bis zum 02.Juli 1406 schweigen die Chronisten über unser Gotteshaus, über Crottendorf. Dieses Datum ist der Tag der bisher ersten gesicherten urkundlichen Erwähnung unseres Ortes.
Erst Christian Lehmann, der Scheibenberger Chronist, schreibt in seiner Kriegschronik
wieder etwas über unsere Kirche. Die Hussiten ziehen plündernd und mordend durchs Land, die Bewohner müssen sich in Sicherheit bringen.
Lehmann schreibt:“…Also sollen sie auch verwüstet haben das Clösterlein in der Zelle an der Mulde bei dem Städtgen Aue.“….“Crotendorf haben sie ganz ausgeplündert, die Kirche caede et stupro (mit Mord und Unzucht) also profaniret (entweihen), daß sie der Bischoff zu Meissen wieder neu einweihen müssen,….“ Dies geschah im Jahre 1429. Weiterhin schreibt er:“…beweisen es die Kirchen Gebäude und Ringmauern selbst, wie die Hussiten sie meist im Gebürge abgebrannt, daß sie hernach solche aufs neue und auf besondere Weise zum Schutz und Gegenwehr bauen müssen,…, mit 5 Vierthel breit übergeschossenen Schrot oder Gesperr an der Mauer auf den Kirchen und Thoren an Kirchhöfen, mit Giebeln und Schießlöchern, mit hinauf gebauten und gekleibten Stüblein, darvon sie durch die Giebel und Löcher sich mit Steinen wehren und die Feinde abtreiben können, wenn sie sich in der Noth hinauf retiriren (zurückziehen) müssen, wie an der Rückers- und Königswalder, an der Lauterbacher, Crotendörfer und anderen Kirchen im Grunde nach Schwartzenberg hinüber noch vor 40 Jahren gesehen, hernach, weil die Steingewehr nicht mehr gehalten, verbessert worden….“
Das vorgenannte Zitat, was sich auf die Zeit um 1426 beziehen muss beweisst, dass unsere Kirche als Wehrkirche gedient hat.
1517 schlägt Martin Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg.
Der große Umbruch in der Zeit der Reformation beginnt, so auch in Crottendorf. Das Dorf wird 1539 evangelisch.
Der Landesfürst musste nun aber dafür Sorge tragen, dass die evangelische Lehre
in den Kirchgemeinden auch umgesetzt wird. Aus diesem Grunde gab es Überprüfungen der Pfarrer, ob sie das Evangelium auch recht lehrten, es fanden sogenannte Visitationen statt.
In der Visitation des gebirgischen Kreises von 1555 steht unter anderem:
„… Krotendorffe. Lehenherren die Herren vonn Schonburgk. Eingepfarrte Neudorffe filiall.
Pfarrer Adamus Schrott von Oschatz, ist seiner lehre und lebens richtig befunden….“
Bis 1564 blieb Neudorf Filialgemeinde, aber auch die Einwohner von Altunterwiesenthal waren anfangs nach Crottendorf eingepfarrt.
23.05.1618 der Prager Fenstersturz – Beginn des 30 -jährigen Krieges. Für unser Erzgebirge beginnt die wohl schwerste Zeitetappe. Die Soldateska von Freund und Feind wütete furchtbar.Der Chronist Lehmann schreibt in dieser Zeit Folgendes:“…1633, Den 6. August branden Sie ab das Erb-Richtergut mit Scheun und Ställen in der groß-Pöle, darüber des Richters tochter von 18 jahren uff den Walt so erschrack, daß Sie gestorben, und weil mann ins Grünstädtel nicht gedurft, muste sie nach Crotendorf begraben werden.“
1640 „… Darbei haben Sie keiner Kirchen geschonet, alle Sacristeyen zerhauen, die Altare gestümmelt, die Orgeln zerrißen, den Ornat, Leich-und Altartücher, kelche weggenommen. Den do ist alles Preiß gewesen, kirchen, kirchengeräthe, Gottesäcker, Epitaphia, Crucifixe, die Sie zerstümmelt und verbrandt, in ezlichen kirchen ist die strew von Pferden ellenhoch gelegen.“
23 09.1647 Rückmarsch Wrangels aus Böhmen „…Zue Crotndorf hatten die inwohner ihr viehe,gedreit, mobilien ins herrenhaus un zum richter Hieronymus Georg geschaft, weil der Herrenhof mit Waßer und des Richters hoff mit Pallisaten umbgeben wahr,…“
Das hier genannte Herrenhaus war das Jagdhaus der Kurfürsten in Crottendorf. Es
stand unmittelbar hinter dem Erbgericht und war dem, welches in Breitenbrunn gegenüber der Kirche als Ruine noch erhalten ist, baugleich. Endlich, am 15.10.1648 wird der Westfälische Friede proklamiert. Ein wichtiger Umstand für unsere Kirche wird von Christian Lehmann in seinem „Historischen Schauplatz „von 1699 beschrieben: „Bey einem Wetter im Gebirg Schlugs in die Crotendörffer Kirch, Zerschmettert Thurm, Stül und Altar Ohn Zündung, daß es Wunder war.“ Dies geschah am 18.06.1643.
Die Kriegsfolgen warenschuld, dass man sich noch 10 Jahre mit der alten Kirche, welche St. Jacob hieß, behelfen musste. Am 15.05.1653 wurde durch den Zimmermeister Samuel Schreiber und den Maurermeister Georg Frenzel aus Scheibenberg mit dem Bau der neuen Kirche begonnen. Dieser Neubau ist in Wahrheit ein Erweiterungsbau. Dies ist noch ganz deutlich am Giebel der Altarseite auf dem Kirchenboden sichtbar. An der Länge von 25 m hat sich also nichts verändert, sie ist nur breiter und höher geworden. Die Bauherren waren Pfarrer Albinus Weigel, Schulmeister Gabriel Reuschel und Erbrichter Hieronimus Georg. Der Kirchenbau kostete 1165 Taler, 7 Groschen und 2 Pfennige, wobei jeder Einwohner etwas beisteuern musste.
Durch den zügigen Bau konnte die erneuerte Kirche am 15.10.1654, dem 20. Sonntag nach Trinitatis, durch Superintendent Georg Seidel aus Annaberg, neu geweiht werden. Dabei erhielt sie den Namen der „Heiligen Dreifaltigkeit“. Wir Crottendorfer feiern also nicht in erster Linie den Bau unserer Kirche, sondern vielmehr die neue Namensgebung.
In unserer Nachbargemeinde Markersbach wird bei der Kirchweihe des Baues gedacht, weniger des Namens, denn den Namen St. Barbara erhielt die Kirche erst viele Jahre später. Ursprünglich war diese Kirche Sankt Peter und Paul geweiht.
Unsere Kirche ist also sehr viel älter, als 350 Jahre. Es gibt aber eben verschiedene Ausgangspukte für das Alter eines Kirchweihfestes. „Tut mir auf die schöne Pforte, führt in Gottes Haus mich ein; ach wie wird an diesem Orte meine Seele fröhlich sein! Hier ist Gottes Angesicht, hier ist lauter Trost und Licht.“ (EKG 166, 1.Vers)
Unsere Kirche hat auch ein sehr interessantes Inneres.
Der Flügelaltar stammt aus vorreformatorischer Zeit. Er ist das Retabel (Rückwand) eines Altars. In seiner Gestaltungsweise gehört der Altar in die Gotik (ab ca. 1250). Die mittlere Figur stellt eine Anna selbdritt dar. Die Verehrung der heiligen Anna kam in unserem Gebiet um 1493 durch Kurfürst Friedrich den Weisen auf. Sehr selten ist die Darstellungsweise dieser Figur Anna hält Maria und diese Jesus auf dem Arm. Jesus wiederum hält ein Buch in der Hand, als Hinweis auf die Verheißung des Messias. Ab dem ausgehenden 15. Jh. entwickelt sich die realistische Auffassung: Anna und Maria nebeneinandersitzend in gleicher Größe, zwischen beiden das Jesuskind. Rechts der Annafigur könnte es sich um die heilige Barbara handeln, ihr Attribut ist der Kelch. Die linke Figur stellt vermutlich die heilige Margareta dar, ihr Attribut ist der Palmzweig. Ein weiteres Attribut zur eindeutigen Bestimmung fehlt leider.
Anna und Barbara sind Patroninnen des Bergbaus. In unserem Ort, in welchem sich wenig Bergbau nachweisen lässt, ein solcher Altar? Er gibt noch eine ganze Reihe Rätsel auf. Die Gemälde in den Flügeln stellen die Enthauptung des Johannes, die Geißelung Jesu, Marias Verkündigung und die Geburt Jesu dar.
Zwei überlebensgroße Kruzifixe, wie auch der noch vorhandene Taufengel, stammen aus der Vorgängerkirche. Zur Taufe wurde der Engel von der Kirchendecke herabgelassen und danach wieder hinaufgezogen. Dieser Engel war sicherlich bis 1839 in Gebrauch, denn erst zu diesem Zeitpunkt kam der aus Crottendorfer Marmor hergestellte Taufstein in die Kirche.
Die aus 240 Feldern bestehende Kassettendecke ist beim Kirchenerweiterungsbau entstanden. Der Unterzug besteht aus einer ganzen Fichte, welche 1654 am Katzenstein geschlagen wurde.
An den Emporen sehen wir eine Bilderbibel mit Darstellungen des Alten und Neuen Testamentes. So konnten auch des Schreibens und Lesens unkundige Gemeindeglieder am Gottesdienst bildhaft teilnehmen. Erwähnenswert ist, dass die Taufe Jesu im Jordan dreimal dargestellt wurde.
Unsere Kanzel wurde von Meister Andrä Götze aus Annaberg für 22 Thaler erbaut
und wurde zu Pfingsten 1656 geweiht. Am Kanzelkorb steht der Spruch aus Jesaja 58: „Rufe getrost, schone nicht, erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkündige meinem Volk ihr Übertreten.“ Von der Sakristei ausgehend stellen die Bilder nacheinander Petrus mit dem Schlüssel , Markus mit Löwe und Feder, Matthäus mit Engel und Feder, Jesus mit Weltkugel, Lukas mit Stier, Johannes mit Adler und Paulus mit Schwert dar. Ohne das es geschrieben steht werden die vier Evangelisten und die beiden Apostelfürsten durch ihr Attribut eindeutig festgelegt. Der dazugehörende Schalldeckel befindet sich noch auf dem Kirchenboden. Ebenfalls aus dem Jahre 1656 stammt der Messingleuchter über der Orgel.
Der Wandspruch: „Was all mein Tun und Anfang ist, daß gescheh im Namen Jesu Christ, der steh mir bei zu jeder Frist. Anno 1658.“ wurde erst 1954 wieder im Kirchenraum angebracht.
Unser herrlicher Barockaltar wurde vom Freiberger Bildhauer Theodor Meyer erschaffen und nach dessen Tod durch seinen Schwiegersohn Schlitter für 386 Taler fertig gestellt. Er wurde am 2. Sonntag nach Epiphanias 1699 geweiht.
Die Altargestaltung stellt das Geschehen von Gründonnerstag bis Ostern dar. Unten sieht man das heilige Abendmahl. Das große Altarbild, von Vater Andreas und dessen Sohn Gottfried Warnitz geschaffen, stellt die Kreuzigung Jesu nach dem Johannisevangelium dar, denn nur hier steht geschrieben, dass die Anklageschrift in drei Sprachen veröffentlicht wurde – in Latein, Griechisch und Hebräisch.
Das obere Bild zeigt die Opferung Isaaks und den Abschluss bildet der auferstandene Christus.
Zu unserem Kircheninnern gehören noch eine ganze Reihe historischer Grabsteine, sowie eine Orgel aus dem Jahre 1896, gebaut von der Firma Jehmlich , und auch ein wertvolles geschnitztes Rednerpult und interessante Glasbilder.
Wegen des Pfarrhausbrandes von 1639 können wir leider nicht sagen, wann die erste Glocke erklang, aber Kupferschmied Kleinhempel aus Annaberg schreibt 1654, dass die Crottendorfer auch zwei Glocken in den Turm hängten.
Unsere Vorfahren haben sich immer sehr um die Gestaltung ihrer Kirche bemüht, auch in Zeiten großer Not wurde viel beigesteuert, beredtes Zeugnis ist unser Altar.
Es war durchaus nicht üblich, einen solchen Altar neu bauen zu lassen. In vielen
unserer erzgebirgischen Nachbargemeinden wurden lediglich alte Altäre zu Kanzelaltären umgebaut oder in der Zeit der Aufklärung sogar verkauft.
Wollen wir es also unseren Altvorderen gleichtun und für die Anliegen in unserer
Kirchgemeinde immer ein offenes Ohr haben.
„Ich bin, Herr zu dir gekommen, komme du nun auch zu mir. Wo du Wohnung hast genommen, da ist lauter Himmel hier. Zieh in meinem Herzen ein, laß es deinen Tempel sein.“ (EKG 166, Vers 2)Danilo Richter
11.04.2003
Ist unser Gotteshaus wirklich erst 350 Jahre alt? Diese Frage können wir mit Sicherheit verneinen, denn die Geschichte unseres Gotteshauses beginnt viel früher.
Blättern wir also in der Historie unserer Kirche um eine Antwort auf die Frage nach
dem Datum zu erhalten.
Laut allgemein gültiger Geschichtsschreibung können wir annehmen, dass unser Ort im frühen 13. Jahrhundet als fränkisches Waldhufendorf angelegt worden ist. Von Anfang an war auch für die Kirche eine Hufe abgemessen, das so genannte Pfarrlehn. Dies ist der entscheidende Hinweis darauf, dass schon bei der Gründung unseres Ortes eine Kirche mit geplant war. Zu dieser Zeit war vermutlich unsere vorgesetzte Kirchenbehörde das um 1173 gegründete Klösterlein Zelle bei Aue, ein Augustinerchorherrenstift.
Unsere Kirche wurde auf einer Anhöhe im Zentrum des neuen Ortes gebaut, in unmittelbarer Nähe zum Erbgericht mit Brauhaus und Schmiede. Von dieser Stelle gingen auch wichtige Handelswege durch das Gebirge, so zum Beispiel die alte Salzstraße – die jetzige Cranzahler Straße.
Bis zum 02.Juli 1406 schweigen die Chronisten über unser Gotteshaus, über Crottendorf. Dieses Datum ist der Tag der bisher ersten gesicherten urkundlichen Erwähnung unseres Ortes.
Erst Christian Lehmann, der Scheibenberger Chronist, schreibt in seiner Kriegschronik
wieder etwas über unsere Kirche. Die Hussiten ziehen plündernd und mordend durchs Land, die Bewohner müssen sich in Sicherheit bringen.
Lehmann schreibt:“…Also sollen sie auch verwüstet haben das Clösterlein in der Zelle an der Mulde bei dem Städtgen Aue.“….“Crotendorf haben sie ganz ausgeplündert, die Kirche caede et stupro (mit Mord und Unzucht) also profaniret (entweihen), daß sie der Bischoff zu Meissen wieder neu einweihen müssen,….“ Dies geschah im Jahre 1429. Weiterhin schreibt er:“…beweisen es die Kirchen Gebäude und Ringmauern selbst, wie die Hussiten sie meist im Gebürge abgebrannt, daß sie hernach solche aufs neue und auf besondere Weise zum Schutz und Gegenwehr bauen müssen,…, mit 5 Vierthel breit übergeschossenen Schrot oder Gesperr an der Mauer auf den Kirchen und Thoren an Kirchhöfen, mit Giebeln und Schießlöchern, mit hinauf gebauten und gekleibten Stüblein, darvon sie durch die Giebel und Löcher sich mit Steinen wehren und die Feinde abtreiben können, wenn sie sich in der Noth hinauf retiriren (zurückziehen) müssen, wie an der Rückers- und Königswalder, an der Lauterbacher, Crotendörfer und anderen Kirchen im Grunde nach Schwartzenberg hinüber noch vor 40 Jahren gesehen, hernach, weil die Steingewehr nicht mehr gehalten, verbessert worden….“
Das vorgenannte Zitat, was sich auf die Zeit um 1426 beziehen muss beweisst, dass unsere Kirche als Wehrkirche gedient hat.
1517 schlägt Martin Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg.
Der große Umbruch in der Zeit der Reformation beginnt, so auch in Crottendorf. Das Dorf wird 1539 evangelisch.
Der Landesfürst musste nun aber dafür Sorge tragen, dass die evangelische Lehre
in den Kirchgemeinden auch umgesetzt wird. Aus diesem Grunde gab es Überprüfungen der Pfarrer, ob sie das Evangelium auch recht lehrten, es fanden sogenannte Visitationen statt.
In der Visitation des gebirgischen Kreises von 1555 steht unter anderem:
„… Krotendorffe. Lehenherren die Herren vonn Schonburgk. Eingepfarrte Neudorffe filiall.
Pfarrer Adamus Schrott von Oschatz, ist seiner lehre und lebens richtig befunden….“
Bis 1564 blieb Neudorf Filialgemeinde, aber auch die Einwohner von Altunterwiesenthal waren anfangs nach Crottendorf eingepfarrt.
23.05.1618 der Prager Fenstersturz – Beginn des 30 -jährigen Krieges. Für unser Erzgebirge beginnt die wohl schwerste Zeitetappe. Die Soldateska von Freund und Feind wütete furchtbar.Der Chronist Lehmann schreibt in dieser Zeit Folgendes:“…1633, Den 6. August branden Sie ab das Erb-Richtergut mit Scheun und Ställen in der groß-Pöle, darüber des Richters tochter von 18 jahren uff den Walt so erschrack, daß Sie gestorben, und weil mann ins Grünstädtel nicht gedurft, muste sie nach Crotendorf begraben werden.“
1640 „… Darbei haben Sie keiner Kirchen geschonet, alle Sacristeyen zerhauen, die Altare gestümmelt, die Orgeln zerrißen, den Ornat, Leich-und Altartücher, kelche weggenommen. Den do ist alles Preiß gewesen, kirchen, kirchengeräthe, Gottesäcker, Epitaphia, Crucifixe, die Sie zerstümmelt und verbrandt, in ezlichen kirchen ist die strew von Pferden ellenhoch gelegen.“
23 09.1647 Rückmarsch Wrangels aus Böhmen „…Zue Crotndorf hatten die inwohner ihr viehe,gedreit, mobilien ins herrenhaus un zum richter Hieronymus Georg geschaft, weil der Herrenhof mit Waßer und des Richters hoff mit Pallisaten umbgeben wahr,…“
Das hier genannte Herrenhaus war das Jagdhaus der Kurfürsten in Crottendorf. Es
stand unmittelbar hinter dem Erbgericht und war dem, welches in Breitenbrunn gegenüber der Kirche als Ruine noch erhalten ist, baugleich. Endlich, am 15.10.1648 wird der Westfälische Friede proklamiert. Ein wichtiger Umstand für unsere Kirche wird von Christian Lehmann in seinem „Historischen Schauplatz „von 1699 beschrieben: „Bey einem Wetter im Gebirg Schlugs in die Crotendörffer Kirch, Zerschmettert Thurm, Stül und Altar Ohn Zündung, daß es Wunder war.“ Dies geschah am 18.06.1643.
Die Kriegsfolgen warenschuld, dass man sich noch 10 Jahre mit der alten Kirche, welche St. Jacob hieß, behelfen musste. Am 15.05.1653 wurde durch den Zimmermeister Samuel Schreiber und den Maurermeister Georg Frenzel aus Scheibenberg mit dem Bau der neuen Kirche begonnen. Dieser Neubau ist in Wahrheit ein Erweiterungsbau. Dies ist noch ganz deutlich am Giebel der Altarseite auf dem Kirchenboden sichtbar. An der Länge von 25 m hat sich also nichts verändert, sie ist nur breiter und höher geworden. Die Bauherren waren Pfarrer Albinus Weigel, Schulmeister Gabriel Reuschel und Erbrichter Hieronimus Georg. Der Kirchenbau kostete 1165 Taler, 7 Groschen und 2 Pfennige, wobei jeder Einwohner etwas beisteuern musste.
Durch den zügigen Bau konnte die erneuerte Kirche am 15.10.1654, dem 20. Sonntag nach Trinitatis, durch Superintendent Georg Seidel aus Annaberg, neu geweiht werden. Dabei erhielt sie den Namen der „Heiligen Dreifaltigkeit“. Wir Crottendorfer feiern also nicht in erster Linie den Bau unserer Kirche, sondern vielmehr die neue Namensgebung.
In unserer Nachbargemeinde Markersbach wird bei der Kirchweihe des Baues gedacht, weniger des Namens, denn den Namen St. Barbara erhielt die Kirche erst viele Jahre später. Ursprünglich war diese Kirche Sankt Peter und Paul geweiht.
Unsere Kirche ist also sehr viel älter, als 350 Jahre. Es gibt aber eben verschiedene Ausgangspukte für das Alter eines Kirchweihfestes. „Tut mir auf die schöne Pforte, führt in Gottes Haus mich ein; ach wie wird an diesem Orte meine Seele fröhlich sein! Hier ist Gottes Angesicht, hier ist lauter Trost und Licht.“ (EKG 166, 1.Vers)
Unsere Kirche hat auch ein sehr interessantes Inneres.
Der Flügelaltar stammt aus vorreformatorischer Zeit. Er ist das Retabel (Rückwand) eines Altars. In seiner Gestaltungsweise gehört der Altar in die Gotik (ab ca. 1250). Die mittlere Figur stellt eine Anna selbdritt dar. Die Verehrung der heiligen Anna kam in unserem Gebiet um 1493 durch Kurfürst Friedrich den Weisen auf. Sehr selten ist die Darstellungsweise dieser Figur Anna hält Maria und diese Jesus auf dem Arm. Jesus wiederum hält ein Buch in der Hand, als Hinweis auf die Verheißung des Messias. Ab dem ausgehenden 15. Jh. entwickelt sich die realistische Auffassung: Anna und Maria nebeneinandersitzend in gleicher Größe, zwischen beiden das Jesuskind. Rechts der Annafigur könnte es sich um die heilige Barbara handeln, ihr Attribut ist der Kelch. Die linke Figur stellt vermutlich die heilige Margareta dar, ihr Attribut ist der Palmzweig. Ein weiteres Attribut zur eindeutigen Bestimmung fehlt leider.
Anna und Barbara sind Patroninnen des Bergbaus. In unserem Ort, in welchem sich wenig Bergbau nachweisen lässt, ein solcher Altar? Er gibt noch eine ganze Reihe Rätsel auf. Die Gemälde in den Flügeln stellen die Enthauptung des Johannes, die Geißelung Jesu, Marias Verkündigung und die Geburt Jesu dar.
Zwei überlebensgroße Kruzifixe, wie auch der noch vorhandene Taufengel, stammen aus der Vorgängerkirche. Zur Taufe wurde der Engel von der Kirchendecke herabgelassen und danach wieder hinaufgezogen. Dieser Engel war sicherlich bis 1839 in Gebrauch, denn erst zu diesem Zeitpunkt kam der aus Crottendorfer Marmor hergestellte Taufstein in die Kirche.
Die aus 240 Feldern bestehende Kassettendecke ist beim Kirchenerweiterungsbau entstanden. Der Unterzug besteht aus einer ganzen Fichte, welche 1654 am Katzenstein geschlagen wurde.
An den Emporen sehen wir eine Bilderbibel mit Darstellungen des Alten und Neuen Testamentes. So konnten auch des Schreibens und Lesens unkundige Gemeindeglieder am Gottesdienst bildhaft teilnehmen. Erwähnenswert ist, dass die Taufe Jesu im Jordan dreimal dargestellt wurde.
Unsere Kanzel wurde von Meister Andrä Götze aus Annaberg für 22 Thaler erbaut
und wurde zu Pfingsten 1656 geweiht. Am Kanzelkorb steht der Spruch aus Jesaja 58: „Rufe getrost, schone nicht, erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkündige meinem Volk ihr Übertreten.“ Von der Sakristei ausgehend stellen die Bilder nacheinander Petrus mit dem Schlüssel , Markus mit Löwe und Feder, Matthäus mit Engel und Feder, Jesus mit Weltkugel, Lukas mit Stier, Johannes mit Adler und Paulus mit Schwert dar. Ohne das es geschrieben steht werden die vier Evangelisten und die beiden Apostelfürsten durch ihr Attribut eindeutig festgelegt. Der dazugehörende Schalldeckel befindet sich noch auf dem Kirchenboden. Ebenfalls aus dem Jahre 1656 stammt der Messingleuchter über der Orgel.
Der Wandspruch: „Was all mein Tun und Anfang ist, daß gescheh im Namen Jesu Christ, der steh mir bei zu jeder Frist. Anno 1658.“ wurde erst 1954 wieder im Kirchenraum angebracht.
Unser herrlicher Barockaltar wurde vom Freiberger Bildhauer Theodor Meyer erschaffen und nach dessen Tod durch seinen Schwiegersohn Schlitter für 386 Taler fertig gestellt. Er wurde am 2. Sonntag nach Epiphanias 1699 geweiht.
Die Altargestaltung stellt das Geschehen von Gründonnerstag bis Ostern dar. Unten sieht man das heilige Abendmahl. Das große Altarbild, von Vater Andreas und dessen Sohn Gottfried Warnitz geschaffen, stellt die Kreuzigung Jesu nach dem Johannisevangelium dar, denn nur hier steht geschrieben, dass die Anklageschrift in drei Sprachen veröffentlicht wurde – in Latein, Griechisch und Hebräisch.
Das obere Bild zeigt die Opferung Isaaks und den Abschluss bildet der auferstandene Christus.
Zu unserem Kircheninnern gehören noch eine ganze Reihe historischer Grabsteine, sowie eine Orgel aus dem Jahre 1896, gebaut von der Firma Jehmlich , und auch ein wertvolles geschnitztes Rednerpult und interessante Glasbilder.
Wegen des Pfarrhausbrandes von 1639 können wir leider nicht sagen, wann die erste Glocke erklang, aber Kupferschmied Kleinhempel aus Annaberg schreibt 1654, dass die Crottendorfer auch zwei Glocken in den Turm hängten.
Unsere Vorfahren haben sich immer sehr um die Gestaltung ihrer Kirche bemüht, auch in Zeiten großer Not wurde viel beigesteuert, beredtes Zeugnis ist unser Altar.
Es war durchaus nicht üblich, einen solchen Altar neu bauen zu lassen. In vielen
unserer erzgebirgischen Nachbargemeinden wurden lediglich alte Altäre zu Kanzelaltären umgebaut oder in der Zeit der Aufklärung sogar verkauft.
Wollen wir es also unseren Altvorderen gleichtun und für die Anliegen in unserer
Kirchgemeinde immer ein offenes Ohr haben.
„Ich bin, Herr zu dir gekommen, komme du nun auch zu mir. Wo du Wohnung hast genommen, da ist lauter Himmel hier. Zieh in meinem Herzen ein, laß es deinen Tempel sein.“ (EKG 166, Vers 2)Danilo Richter
11.04.2003