Baubericht – Sanierung Pfarrhaus – Teil 1

Längerfristig plante der Kirchenvorstand der Ev.-Luth. Kirchgemeinde Crottendorf die Sanierung des Pfarrhauses. An den beiden Giebelseiten und an der Südfront zeigten sich schon lange gravierende Schäden im Fachwerk und bei der Erneuerung des Pfarrhausdaches im Jahre 2014 mussten wir die Dachdeckung der Vorderseite zurückstellen, weil die Schäden so einschneidend waren, dass sich dafür eine intensivere und längerfristige Vorbereitung erforderlich machte.

Eine Fachwerksanierung ist nur möglich, wenn die Wohnung frei ist und Baufreiheit in allen Räumen herrscht. Mit dem Ruhestand von Pfarrer Preißler Ende 2019 war diese Situation gegeben. Eine gründliche Planung und die Beantragung von Fördermitteln gingen den Baumaßnahmen voraus. Unsere Kanzlistin Ramona Möckel hat in akribischer Arbeit einen dicken Aktenordner für den Fördermittelantrag erstellt.

Neben der Sanierung des Fachwerkes kam ein zweiter grundlegender Gedanke hinzu. Im Laufe der Jahrhunderte waren durch verschiedene Anbauten unterschiedliche Ebenen entstanden. Man lief, wenn man in verschiede Bereiche des Pfarrhauses wollte, hoch und runter. Durch ein Treppenhaus im hinteren Teil des Hauses soll nun ein Zugang zu allen Ebenen geschaffen werden. So kann auf allen Ebenen ein gleiches Fußbodenniveau hergestellt werden.

Ende Februar 2020 begannen wir mit den Arbeitseinsätzen am Pfarrhaus. Zwei Mal die Woche kommen seitdem Gemeindeglieder zusammen, um in Eigenleistung die verschiedenen Baufirmen zu unterstützen und die Kosten zu senken. Unsere Aufgaben sind größtenteils die Abrissarbeiten. Berge von Schutt haben wir aus dem Pfarrhaus geschafft. Unser Kirchvorsteher Bernd Fritzsch hat sich der Aufgabe angenommen, die Baueinsätze zu organisieren und zu strukturieren. Unzählige Müllcontainer sind durch die Firma Gräbner abtransportiert worden.

Zunächst galt es, gute Voraussetzungen für die Arbeit der Zimmerleute zu schaffen. Dazu musste die gesamte Innendämmung entfernt und der Fußbodenbereich in der Pfarrwohnung freigelegt werden (Bilder 1-3). Von allen Seiten musste das Balkenwerk inspiziert werden, um Schäden zu beheben. Anfangs zögerte sich der Beginn der Zimmererarbeiten hinaus. Dann aber bekamen die Zimmermänner der Firma Müller aus Thalheim, unterstützt von Michael Schwalbe aus Crottendorf, alle Hände voll zu tun. So nach und nach stellte sich heraus, dass die gesamte Südseite erneuert werden musste. Teilweise waren die Gefache ausgemauert – teilweise waren sie noch im Originalzustand und wir mussten das Stroh-Lehmgemisch und die Stakhölzer entfernen (Bilder 4-8). Als die Zimmerleute mit der Erneuerung des Balkenwerkes an den beiden Ecken des Pfarrhauses angelangt waren, stellten sie fest, dass auch die Giebel saniert werden müssen (Bilder 09-10). Das ehemaliges Bad befand sich im Anbau. Hier werden zukünftig der neue Zugangsbereich und zwei Toiletten entstehen. Also mussten wir das Bad und die Toilette der ehemaligen Wohnung abreißen (Bilder 11-12).

Anfang Juli überreichte der Landrat persönlich den Fördermittelbescheid (Bilder 13-14). Das war ein festlicher Tag für die Kirchgemeinde und eine große Ermutigung für alle am Bau Beteiligten. Dennoch kam die bange Frage auf, ob die Fördermittel des Staates und der Zuschuss der Landeskirche für dieses umfänglich wachsende Projekt reichen werden. Unter der Leitung des Architekten Herr Rucks aus Grünhain sind wir ermutigt, die grundlegende und zukunftweisende Sanierung Schritt für Schritt weiterzuführen.

Seit dem Neubau des Pfarrhauses im Jahre 1648 ist dies der größte Eingriff und die umfänglichste Sanierungsmaßnahme. Pfarrer Merz schreibt über die Ursprünge des Crottendorfer Pfarrhauses in seiner Chronik folgendes: „Die Pfarrwohnung mag ebenso wie die erste Kirche schon im 13. Jahrhundert gestanden haben. Aber im Jahr 1639 zündete das Wetter, wie der Erzgebirgische Schauplatz von Lehmann erzählt, in Crottendorf die Pfarre an. … Gleich nach 1639 ward die Pfarre wieder aufgebaut. Aber 1648 ist die Pfarre wieder neu gebaut worden, da am 2. Juli 1648 abermals der Blitz eingeschlagen. Während der Amtierung der Pfarrers Richter (1832-1857 Pfarrer in Crottendorf) wurde auch in der Pfarre viel gebaut, was darum sehr nötig war, weil die immer schon im Alter hierher versetzten Pfarrer nicht sehr baulustig waren.“

Im August verlagerten sich unsere Arbeitseinsätze mehr ins Erdgeschoß. Zunächst wurde der ehemalige Christenlehreraum in Angriff genommen (Bild 15). Der Fußboden musste entfernt werden, damit im gesamten Erdgeschoß ein einheitliches Bodenniveau hergestellt und mit einer Fußbodenheizung versehen werden kann. Zudem wurden die Fensternischen ausgemauert. Dann konnte die Firma Lorenz mit dem Heizungsbau beginnen. Im Durchgang zur Hintertür musste eine Wand entfernt werden (Bild 16). Und mein ehemaliges Arbeitszimmer wurde entkernt (Bild 17).

Während dessen hatte die Firma Teucher in der Pfarrwohnung mit dem Ausbau begonnen. Das Fachwerk wurde zunächst mit Lehmziegel ausgesetzt (Bild 18). Der Ausbau der Holzgefache mit Stroh und Lehm ist eine alte Technik. Heute wird das Fachwerk mit Lehmziegel ausgemauert und Innen mit speziellen Dämmmaterial versehen. Durch diese ökologische Bauweise entsteht eine gute Dämmung und ein angenehmes Raumklima.

Im September konzentrierten sich die Zimmerleute auf den Dachbereich und die Giebel (Bild 19), sodass die Firma Meyer aus Crottendorf mit dem Dachdecken beginnen konnte (Bild 20). Inzwischen wurden auch die Gefache im Außenbereich verputzt (Bild 21). In den freiwilligen Arbeitseinsätzen befreiten wir in der Pfarrwohnung die Wände vom Putz und bauten die Gipskartondecken zurück (Bilder 22-23). Im ehemaligen Raum für die Kurrendemäntel wurde das Gewölbe entfernt (Bild 24).

Im Oktober begannen die Arbeiten im Hausflur des Pfarrhauses. Provisorisch wurde der Treppenaufgang zur Pfarrwohnung verändert, um Platz für den neuen Durchgang zum neuen Treppenhaus zu bekommen (Bild 25). Unsere Aufgabe war es, die Wandverkleidung des bisherigen Treppenhauses bis zum Dachboden zu entfernen (Bild 26). Dann hatten wir genug zu tun, um an den beiden Giebeln Platz für die Zimmermannsarbeiten zu schaffen (Bilder 27-28). In der Merz-Chronik las ich nach, dass der kirchseitige Giebel unter Pfarrer Richter mit Ziegel ausgemauert wurde. „Im darauffolgenden Jahr (1824) wurde die mit halbem Bretterverschlag versehene ganz faul gewordene Stückwand nach der Kirche zu im oberen Stock auf der ganzen Front in Mauer verwandelt, die alten runden Schiebefenster wurden mit neuen vertauscht, die Stuben ausgemalt und schablonisiert, zum Teil auch neu gedielt und mehrere Ofenbauten vorgenommen, da meist ungeheuere Kachelöfen dastanden,…“ Die grundlegenden Arbeiten in den südlichen Zimmern der Pfarrwohnung war nun soweit gediehen, dass die Firma Teucher mit den Dämmarbeiten in der Pfarrerwohnung fortfahren konnte (Bild 29).

Das Wetter war uns günstig gestimmt, sodass noch im November die Vorderfront von der Firma Wiesehütter mit Farbe versehen werden konnte Bild 30). Als die Firma Süß aus Schneeberg das Gerüst abgebaut hatte, sah bei flüchtigem Hinsehen das Pfarrhaus – bis auf die neuen Fenster – aus wie vorher. Dennoch ist bei genauerem Hinsehen vieles anders. Die Grundsubstanz ist auf den neusten Stand gebracht worden.

Indes gingen die Arbeiten im Hausflur voran. Mit einem großen Sägeblatt wurde der Zugang in dem hinteren Flurbereich aufgesägt (Bilder 31-32). Zum Vorschein kam eine alte Tür, die sich bereits früher an dieser Stelle befand (Bild 33). Dafür wurde der alte Durchgang zu den Toiletten zugemauert (Bild 34). So entstand ein kleiner Raum für die Heizung und die Elektrozentrale.

In unseren Arbeitseinsätzen konzentrierten wir uns nun auf die ehemalige Kanzlei. Die Dämmung und der Fußbodenbelag mussten entfernt und der Putz abgehackt werden (Bilder 35-37). Ein größeres Problem stellte der Tresor dar. Mit viel Überlegung und Technik und mit vereinten Kräften wurde er in den Hausflur transportiert und dort zwischengelagert (Bild 38).

Nach der Weihnachtspause gingen dann die Arbeiten im Januar 2021 weiter. Wir hatten den Eindruck, dass wir bisher größtenteils nur Abbrucharbeiten durchgeführt hatten. Berge von Schutt wurde aus dem Pfarrhaus geschafft. Aber nun war die depressive Phase vorbei. Ab dem neuen Jahr wimmelte es im Pfarrhaus von Handwerkern. Schritt für Schritt begann der Wiederaufbau.

Friedrich Preißler

–> Alle Bilder dazu als Übersicht gibt es hier.

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